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JOSEPH BEUYS

26. Jänner bis 30. April 2000

MAK
Weiskirchnerstraße 3
A-1010 Vienna

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Das MAK widmet von 26. Jänner bis 30. April 2000 Joseph Beuys, einer der zentralen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, eine Ausstellung seiner Editionen und Multiples. Diese Ausstellung ist seit 20 Jahren die erste umfassende Präsentation von Werken Joseph Beuys´ in Wien. Die über 500 Exponate stammen aus der Berliner Privatsammlung von Reinhard Schlegel, die neben jener des Kunstmuseums Bonn den einzigen so gut wie vollständigen Komplex multipler Kunst von Joseph Beuys in Europa umfaßt. Parallel zur Ausstellung zeigt das MAK erstmalig in Österreich von 4. März bis 30. April in umfassender Weise Filme von und über Joseph Beuys, die wie die Editionen einen integralen Bestandteil seines Oeuvres bilden. Neben einem repräsentativen Querschnitt der Aktionen von Joseph Beuys (Eurasienstab, Transsibirische Bahn) sowie der aufsehenerregenden Aktion "I like America and America likes me" werden u. a. auch Filme gezeigt, die während seines Wien-Aufenthaltes entstanden sind. Beuys stellte 1979 in der Galerie nächst St. Stephan in Wien aus. Im selben Jahr lehnte er den Ruf an die Hochschule für angewandte Kunst ab, folgte jedoch 1983 der Einladung zu Gastvorträgen und Diskussionsrunden. Damals besuchte er auch Otto Mühl am Friedrichshof und veröffentlichte in Folge beim Ritter Verlag ein Gespräch mit Mühl. Das MAK Filmprogramm wird durch Filmportraits über Joseph Beuys ergänzt. Sowohl die Filme wie auch die Editionen dokumentieren Joseph Beuys' politisches Engagement im Dienste einer neuen Gesellschaftsutopie, das ihn neben seinem unumstrittenen künstlerischen Einfluß auch heute noch, 14 Jahre nach seinem Tod, aktuell sein läßt.

Joseph Beuys war einer der radikalsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Sein Ziel war es den künstlerischen Prozeß in alle Lebensbereiche auszuweiten und somit Kunst und Leben zu einer Einheit zusammenzufügen. Um dies zu erreichen, entwickelte Joseph Beuys zwei revolutionäre Forderungen: erstens den neuen Begriff der Skulptur, die im erweiterten Sinn als soziale Aktivität verstanden werden soll ("Soziale Plastik") und zweitens, daß alle Menschen ein kreatives Potential in sich tragen, das, wenn die Möglichkeit zur Ver-wirklichung besteht, die Spiritualität des eigenen Wesens und somit auch die Spiritualität der Natur an sich hervorbringen kann ("Jeder Mensch ein Künstler").

Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, entwickelte Joseph Beuys eine Kunst, die den Transformationsprozeß, der die Grundlage der Natur bildet, symbolisiert und idealerweise in die Gesellschaft überträgt. Als Konsequenz seines "erweiterten Kunstbegriffs" war Joseph Beuys aktiv politisch tätig. Er war 1979 einer der Gründungsmitglieder der deutschen Grünen, für die er auch im gleichen Jahr für die Wahlen zum Europäischen Parlament kandidierte. 1971 rief er die Organisation für direkte Demokratie und die "Freie Hochschule" ins Leben, 1974 gründete er gemeinsam mit Heinrich Böll die "Freie Internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung", die Zweigstellen in Schottland und Irland unterhielt.

Die Editionen und Multiples dienten Joseph Beuys als "Vehikel", um seine Ideen weit über die Grenzen des Museums oder der Galerien hinaus zu verbreiten und auf diese Weise mit einer breiten Öffentlichkeit zu kommunizieren. So produzierte er z. B. Postkarten, die billig von jedermann gekauft werden konnten. Dieser Faktor der Verbreitung ist ein zentraler Punkt bei Joseph Beuys: "Ich bin interessiert an der Verbreitung von physischen Vehiklen in Form von Editionen, weil ich an der Verbreitung von Ideen interessiert bin. Die Objekte sind nur verständlich im Zusammenhang mit meinen Ideen. Was in meiner politischen Arbeit geschieht, hat dadurch, daß ein solches Produkt vorliegt, bei den Menschen eine andere Wirkung, als wenn es mittels geschriebener Worte ankäme. Auch wenn die Produkte überhaupt nicht geeignet erscheinen, politische Veränderungen zu bewirken, geht davon, meine ich, mehr aus, als wenn die Ideen direkt ablesbar wären." Die Editionen und Multiples - Alltagsobjekte, Druckgraphik, Postkarten, Plakate, Fotografien, Dokumente, Filme und Bücher - entstanden ab 1965. In ihnen paraphrasierte Joseph Beuys die Inhalte und Formen größerer Arbeiten, der Aktionen und Performances und der politischen Aktivitäten. Werden allgemein unter Multiples, einer Erscheinungsform der Kunst der sechziger Jahre, Objekte in Auflage und nicht Druckgraphiken verstanden, so hat Joseph Beuys den Begriff generalisiert und benutzt ihn gleichbedeutend mit Kunst in Auflage oder Editionen oder vervielfältigte Kunst. Er hat den Begriff radikal erweitert und ihm einen eigenen Inhalt gegeben: Das Multiple als Ideenträger. Es nimmt daher eine Schlüsselstellung im Werk von Joseph Beuys ein, das das ganze Spektrum seiner Ideen und Aktivitäten reflektieren. Diese aufzuzeigen wird auch in der Ausstellung angestrebt. Die Arbeiten sind nicht in chronologischer Reihenfolge ausgestellt, was wohl auch nicht Joseph Beuys Intentionen entsprechen würde. Vielmehr soll der Vielfalt der Ideen und Aktivitäten Ausdruck verliehen und den Arbeiten ermöglicht werden, für sich selbst zu sprechen.

Die Ausstellung wurde in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof Museum für Gegenwart in Berlin und in der Scottish National Gallery in Edinburgh gezeigt. Zur Ausstellung erscheint ein von Heiner Bastian herausgegebener Katalog, der ein in Zusammenarbeit mit Eva Beuys (Estate Joseph Beuys) enstandenes aktualisiertes Verzeichnis der Editionen enthält.


Fig.: Filzanzug 1970, Hrsg.: Galerie René Block, Berlin
Filz genäht, gestempelt, ca. 170x60cm
Foto: SMPK/MAK



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