Jeff Koons 18 07 - 16 09 2001


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fig.: Jeff Koons "Cheeky" 2000 Öl auf Leinwand, Copyright: Jeff Koons

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Carried with a belief in the power of art as a positive field of communication and his willingness to trust equally in the power of his real world as of his dreams. "I have a son, and it is fascinating to observe the same experience in a small child. My work goes on from here. I am interested in creating a body of work which frees the viewer from any sort of judgement-pressure. Above all it should remove the feeling that art passes some sort of judgement over him; give him self confidence so that he understands that judgements are irrelevant and have no place in life."

  "Mein Glaube an die Kunst schließt eine moralische Verpflichtung ein. Wenn ich ein Kunstwerk mache, versuche ich, dem Betrachter durch die handwerkliche Qualität ein Gefühl des Vertrauens zu vermitteln" . Getragen vom Glauben an die Macht der Kunst als positives Feld der Kommunikation wenden sich Koons' Spiegel und Bilder direkt an den Betrachter und seine Bereitschaft, der Kraft seiner realen Welt wie seiner Träume gleichermaßen zu vertrauen. "Ich habe einen Sohn, und es ist faszinierend, dieselbe Erfahrung in einem kleinen Kind zu beobachten. Meine Arbeit knüpft daran an. Es geht mir darum, ein Werk zu schaffen, das den Betrachter von jedem Urteilsdruck befreit. Zunächst einmal soll es das Gefühl beseitigen, dass die Kunst irgendein Urteil über ihn fällt; ihm Selbstvertrauen geben, damit er versteht, dass Urteile irrelevant sind und im Leben keinen Platz haben".

Das Kunsthaus Bregenz zeigt mit 21 großformatigen Werken aus den Jahren 1995 - 2001 die umfangreichste Ausstellung von Jeff Koons seit der Retrospektive von 1992/93. Die Ausstellung führt drei Werkgruppen zusammen, in denen die zentralen Ideen der künstlerischen Arbeit von Jeff Koons fokussiert werden. Sie stellt keine Retrospektive dar, sondern bietet einen "Künstlerblick" auf die Idee der Verknüpfung von Oberfläche und Tiefe, von Malerei und Objekt, von Tradition und Moderne. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler haben wir uns daher für Arbeiten aus der Serie Celebration sowie für Bilder und Spiegel der Serie Easyfun und neue Bilder aus der Serie Easyfun - Ethereal entschieden. In der Gegenüberstellung vom "Kinderblick" in der Celebration- und Easyfun Spiegel-Serie und dem "Erwachsenenblick" in den neuen Gemälden präsentiert diese Auswahl die Brillanz der Werke von Jeff Koons in ihrer Brechung von europäischer Tradition, von Renaissance und Barock bis zum Surrealismus. Erweitert und fortgeführt wird dieser künstlerische Ansatz mit der amerikanischen Tradition von Hyperrealismus, Pop und Minimalismus, eingebunden in den positiven Rationalismus einer bejahenden Kommunikation durch die Ideen des Ästhetischen und des Objekts. Jede Werkgruppe wird als geschlossener Zyklus auf je einem Ausstellungsstockwerk gezeigt. Dabei durchwandert der Besucher in einer barockförmig angelegten Spirale die Komplexität und Einmaligkeit der einzelnen Werkgruppen und der Gesamtpräsentation. Die Auswahl der Arbeiten beschränkt sich bewusst auf die Schlüsselwerke und erlaubt in dieser Zusammenführung, besonders durch die Integration der neuen Arbeiten, erstmalig in Europa einen neuen Blick auf die herausragende Stellung von Jeff Koons als Künstler und als Impulsgeber für eine neue Sehweise der Welt.

Celebration 1995-98

Die frühesten Arbeiten der Ausstellung gehören zur Werkgruppe Celebration, an der Koons seit 1992 fotografierend, modellierend, malend und gießend arbeitet. Im Endzustand soll sie aus ca. 20 Skulpturen und 15 großformatigen Gemälden bestehen. Das erste Stockwerk im Kunsthaus ist sechs Gemälden dieser Serie gewidmet. Ihre Motive mit den farbigen Schleifen, den prächtigen Oberflächen und Lichtreflexen, den verlockenden Genussmitteln, Spielzeugen und Luxusartikeln erinnern an die Träume und Phantasien der Kindheits- und Erwachsenenwelt. "Bei Play-Doh und den anderen Celebration-Bildern begann ich mit Fotos, die ich von kleinen Modellen gemacht hatte. Diese fast Stilleben-artigen Bilder projizierte ich dann auf die Leinwand und markierte dort die Grundproportionen und was ich sonst von dem Foto übernehmen konnte. Dann gehen die Bilder durch den Prozess einer superrealistischen Stilisierung mit Hilfe einer Art Malen-nach-Zahlen-Methode. Natürlich malen wir nicht Zahlen auf die Leinwand, sondern spezifische Formen. Es gibt keine Farbübergänge, sondern nur Farbfeld Kante an Kante mit dem nächsten Farbfeld. Dabei muss es weiterhin möglich sein, Details zu gestalten und etwas von Hell zu Dunkel gehen zu lassen, damit es nicht wie ein Op Art-Stil aussieht, sondern eine superrealistische Wirkung hat. Das ist jedenfalls mein Ziel. (...) Die Bilder haben etwas von einem Malbuch an sich, eine Art simplizistische Qualität. Sie sind bunt und sehr Pop. Sie haben eine unschuldige Aura."

Easyfun Spiegel und Gemälde 1999-2001

Die Präsentation auf dem zweiten Stockwerk umfasst 7 Spiegel und drei Gemälde. Die Spiegel basieren auf vereinfachten, Kinderspielzeug nachempfundenen Umrissen von Tieren, wie Känguru, Affe, Esel usw.. Wie die großen Celebration-Skulpturen sind sie Archetypen, die uns aus der Sicht von Jeff Koons helfen, in der Welt zu bestehen. Durch ein spezielles Werkverfahren erhalten die Spiegel ihre brillante Farbigkeit, die aus der Tiefe aufleuchtet, und die wie bei den Bildern den Oberflächenreiz ästhetischer Objekte vorführt. Koons ist begeistert vom Reflektionsvermögen seiner Materialien und vom Spiel des Lichts, hervorgerufen durch die Kombination von Kristallglas, Spiegelglas, farbigem Kunststoff und Edelstahl. Zusammen mit den anderen sich spiegelnden Werken entführen sie den Betrachter in eine barock anmutende Welt. Parallel hierzu entstanden die Bilder Cut Out und Saint Benedict. Bei Cut Out hatte Koons "das Bild einer ausgesägten Figur vor Augen, wie man sie manchmal auf Jahrmärkten sieht: ein auf Sperrholz gemalter Astronaut oder Cowboy mit einem ausgesägten Loch, wo ansonsten das Gesicht wäre. Man steckt den Kopf durch das Loch und wird selbst zum Cowboy. Ich hatte irgendwann ein Bild von so einer Aussägefigur gefunden. Es stellte einen Ackergaul dar, und ich hatte das Bild aufgehoben, weil ich zweidimensionale Skulpturen liebe und weil ich wusste, dass ich diese Idee verarbeiten wollte". Saint Benedict bezieht sich auf das Heiligenbild des Sankt Benedikt aus den Deckenfresken von Martin Knoller, die sich in der von Balthasar Neumann erbauten Kirche von Nerresheim befinden. Die grüne, wirbelnde Spirale dieses Bildes leitet zusammen mit dem Bild Cheeky über zu der letzten in diesem Jahr entstandenen Bildserie Easyfun - Ethereal im dritten Stock. In diesen Arbeiten zitiert Jeff Koons die schwerelosen, überbordenden Kurven der Blütezeit des deutschen Barock und Rokoko.

Easyfun - Ethereal 2001

Diese aus "Computerphantasien" entstandenen Bildschöpfungen erinnern an die makellose Präzision eines Roy Lichtenstein oder James Rosenquist, ebenso wie an die surrealen Phantasien eines René Magritte oder eines Salvador Dali. Bei diesen Bildern hat Koons jede persönliche Handschrift getilgt, so dass diese lediglich auf konzeptueller Ebene existiert. Ausgangspunkt der Arbeiten sind kunstvoll am Computer gemischte und montierte Collagen von Bildern aus Reisebroschüren und Modemagazinen, von Bildern der naiven Eß- und Spielfreuden der Kinder und sinnlich betörenden Attraktionen der Erwachsenen. Koons siedelt seine Kunst hier im Spannungsfeld seiner Hauptleidenschaften an: Kindheit und Sex. Alle vorbereitenden Arbeiten werden am Computer vorgenommen, die verschiedenen Farbtöne, Formen und Schichten ständig unter Aufsicht des Künstlers verfeinert. Der letzte von Koons akzeptierte Ausdruck wird dann in altmeisterlicher Manier wie in einer wohlorganisierten Renaissance-Werkstatt von einem Künstlerteam unter ständiger Aufsicht von Koons in traditionelle Öltechnik übertragen.

Der amerikanische Künstler Jeff Koons (geboren 1955 in York, Pennsylvania, lebt in New York) studierte 1972-75 am Maryland Institute of Art in Baltimore und 1975/76 am Art Institute of Chicago, bevor er 1977 nach New York übersiedelte. Er finanzierte seine ersten Kunstwerke mit seiner Tätigkeit als Börsenmakler und avancierte in den 80er Jahren mit Inszenierungen banaler Haushaltsgeräte in Luxusvitrinen und den Equilibrium Tanks, mit Wasser gefüllten Kästen, in deren Mitte Basketbälle schweben, zum Star der New Yorker Kunstszene.

Wenig später entstanden Figuren aus hochglanzpoliertem Edelstahl und rokokoartige Porzellanfiguren von postmodernen Ikonen wie Michael Jackson und Pink Panther, die er zum Teil von Südtiroler Handwerkern nach Bild- und Farbvorlagen herstellen ließ. Die mit hoher technischer Perfektion gefertigten Werke stellen eine raffinierte Mischung aus Kitsch, Sex und Modernität dar und popularisieren die von Marcel Duchamp zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführte Idee des Readymades. Seine Orientierung an der Trivialkultur weiter zuspitzend wendete sich Koons in den späten 80er Jahren verstärkt dem Thema Pornographie zu.

Auf dem Höhepunkt seines Erfolges heiratete er 1991 den italienischen Pornostar Cicciolina und machte die Beziehung zum Gegenstand seiner Kunst. Die Werkreihe Made in Heaven (1991), die Koons mit seiner Ehefrau überlebensgroß beim Liebesakt wiedergibt, sicherte ihm große internationale Aufmerksamkeit. 1992/93 präsentierte er - inzwischen wieder von Cicciolina geschieden - sein Gesamtwerk in einer Wanderausstellung u.a. im Stedelijk Museum in Amsterdam, in der Staatsgalerie Stuttgart und im Museum of Modern Art in San Francisco. Seit Mitte der 90er Jahre arbeitet Koons an den Serien Easyfun, Easyfun - Ethereal und an Celebration, seinem bislang größten Projekt, das zahlreiche monumentale Skulpturen und Gemälde umfasst.