MODE - KÖRPER - MODE

Fotografien eines Jahrhunderts

  12. Mai 2000 bis 28. Januar 2001


Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

  foto: Horst P. Horst, Mainbocher Corset, Vogue, Paris, 1939

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MODE - KÖRPER - MODE Fotografien eines Jahrhunderts

Das Wort ‚Mode' ist lateinisch-französischen Ursprungs, heißt Brauch, Sitte zu einem bestimmten Zeitpunkt, Tageszeit und Zeitgeschmack oder auch die zu einem bestimmten Zeitpunkt bevorzugte Art, sich zu kleiden oder zu frisieren. Das auffälligste Merkmal der Mode ist ihre Flüchtigkeit. Sie ist geprägt vom ständigen Wechsel, vom wie-derholten Streben nach Neuem. Lange galt die Fotografie als technisch angemessenstes Medium zur bildli-chen Umsetzung von Mode. Das analoge Aufnahmeverfahren und die gegenüber der Zeichnung und Grafik erweiterten Möglichkeiten der Reproduktion sicherten ihr das Monopol in der Modebildproduktion. Die foto-grafische Aufnahme bannt die Flüchtigkeit des Moments in die Dauer der Abbildung. Das zuvor Neue ist in einem Augenblick nach seiner bildlichen Fixierung schon wieder veraltet. Gerade ihr zeitgenössischer Cha-rakter lässt vergangene Modefotografien so altmodisch erscheinen. Frisuren, Kleider und Schönheitsideale wirken antiquiert, Mimik und Gestik erstarrt und künstlich. Modefotografien zeugen von vergangenen Mo-menten, sie propagieren Wunschvorstellungen, Träume, Ideale einer bestimmten Zeit, sind Ausdruck des Zeitgeistes einer Epoche. Modefotografie im eigentlichen Sinn entsteht zu Beginn des 20. Jahrhunderts und löst die gedruckten Mo-dezeichnungen und Modekupfer ab. Die erste Blüte der Modefotografie in Deutschland fand um 1910 unter dem Einfluss der französischen Fotografie statt und gewann dann erst wieder nach dem Ersten Weltkrieg besondere Bedeutung. Berlin war Wirtschafts- und Medienmetropole. Die florierende Konfektionsindustrie wurde vor allem von jüdischen Einwanderern aus den deutschen Ostgebieten getragen, die in Berlin ver-besserte Arbeitsbedingungen vorfanden. Eine Vielzahl neu gegründeter Zeitungen und illustrierter Zeit-schriften, die seit Ende des 19. Jahrhunderts den Markt erobert hatten, boten der Modebranche eine geeig-nete Werbeplattform. Gleichzeitig förderten sie das immer größer werdende Bedürfnis nach Bildern. Mit den modernen illustrierten Zeitschriften der Zwanzigerjahre übernimmt die Fotografie ihre bis heute bedeutende Rolle für die Verbreitung von Moden. Zu den führenden Modefotografen der Dreißigerjahre gehörten das Atelier Yva, Imre von Santho, Karl-Ludwig Haenchen, das Atelier Manassé , Ernst Sandau, Sonja Georgi, die Bildagentur Marion, Hedda Walther und Peter Weller. Die zeitgenössische Fotografie spiegelt das Lebensgefühl der zwanziger und Dreißigerjahre wieder. Nach der Währungsreform von 1923 war die Berliner Gesellschaft kurzzeitig von einer Phase der wirtschaftlichen Stabilisierung geprägt und brachte ein vergnügungs-, schau- und geltungssüchtiges Publikum hervor. Man ging in die Öffentlichkeit, präsentierte sich weltgewandt und war dem Anlass entsprechend gekleidet. Mo-defotografien dieser Jahre sind häufig so arrangiert, dass sie möglichst natürlich und lebendig wirken, oft in Form einer Einbindung in eine alltägliche, oft städtische Szene. Nicht selten lieferte Paris, die Stadt der Mode, die geeignete Kulisse für diese Fotografien, deren großstädtische Umgebung, die dezent elegante Kleidung und das sichere Auftreten der Modelle weltmännische Wohlhabenheit und Souveränität vermitteln. Mode- und Film- oder Bühnenwelt gingen sehr früh eine Symbiose ein. Oft fungierten prominente Schau-spieler als Modelle.