 |
|
ARMAMENT in VIENNA HOFJAGD- und RÜSTKAMMER
| |
|
Nach langjähriger gänzlicher (1991 bis 1993) und teilweiser (1994-1998) Schließung der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums zum Zweck des aufwendigen Umbaus und der damit verbundenen neuen Präsentation ist die in der Welt einmalige Sammlung von höfischen Rüstungen allerhöchster Qualität ab 1. Juli dem Besucher wieder zugänglich.
In kostbarsten männlichen Kleidern aus Stahl präsentiert sich hier lebende Geschichte der großen Politik Europas. Kaiser, Souveräne und Fürsten, Verbündete und Gegner wichtiger politischer Ereignisse sind hier mit Rüstungen und Prunkwaffen über vier Jahrhunderte vertreten. Kunstobjekte der habsburgischen Kaiser von Friedrich III. bis Leopold I., europäischer Fürsten wie della Rovere, Medici, Gonzaga, Farnese, Savoyen, Albrecht Achilles, Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Kurfürst von der Pfalz Philipp I. Landgraf von Hessen, Wilhelm Herzog von Jülich, Johann Friedrich Kurfürst von Sachsen, Christoph Herzog von Württemberg, venezianischer Dogen, Herrscher des Orients wie Sultan Suleyman d. Prächtigen und vieler berühmter Feldherrn wie Colleoni, Malatesta, Frundsberg, Bemmelberg und noch vieler anderer. Dabei sind all diese Objekte Kunstwerke höchster Qualität von der Hand der berühmtesten Meister auf diesem Gebiet, von den Missaglia über die Helschmids, von den Negroli bis zu Libaerts, Großschedel bis Piccinino, und noch dazu vielfach nach Entwürfen von so außerordentlichen Künstlern wie Mantegna, Dürer, Etienne Delaune usw. Darüber hinaus ist unsere Sammlung weltweit am besten dokumentiert: Erschien doch bereits 1601 für die Ambraser Heldenrüstkammer Erzherzog Ferdinands II. von Tirol weltweit der erste gedruckte und illustrierte, heute leider vergriffene Museumskatalog.
Die Neuaufstellung der Sammlung ist natürlich nicht nur inhaltlich nach modernen museologischen Gesichtspunkten vollzogen worden. Ihr ging eine grundsätzliche Sanierung der baulichen Strukturen, mit neuer Elektrizifizierung, Brandmeldeanlage, Sicherheitsalarmsystem und neuer Klimakontrolle voraus.
In der Gestaltung der Räume versuchte man auf den ursprünglichen Zustand der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg mit der Schwärzung der Lamperien und färbigen Wänden zurückzugreifen. Zu den kostenaufwendigsten und zeitraubendsten Maßnahmen zählte die Adaptierung des alten Vitrinenbestandes von 1889, den zu erhalten für uns eine museale Verpflichtung bedeutete. Diese Maßnahmen und der Verlust von Ausstellungsfläche für notwendige Infrastrukturmaßnahmen der Sammlungen des KHM in der Neuen Burg im Umfang von rund 900 Quadratmetern, verlangten eine inhaltliche Neuordnung der Sammlung, die stärker von thematischen Gesichtspunkten geleitet ist. Keine andere Kunstsammlung erfordert so wie eine Prunkwaffensammlung die Erklärung über den Zweck und Gebrauch der Objekte, über die technische Seite und die kulturelle Einordung der ausgestellten Gegenstände. Die Form der notwendigen Erläuterungen läßt sich neben einer eigenen, ausführlichen Lehrsammlung, am besten in Sälen mit inhaltlichen Schwerpunkten sowie der Ergänzung mit anderen Medien, wie Bildern (Porträts von historischen Persönlichkeiten, Jagdbilder) und Tapisserien durchführen. So werden einzelne Turnierformen, wie "Stechen, Rennen oder Fußturnier ", nicht nur mit bildlichen Quellen illustriert, sondern dreidimensional nachgestellt, also authentisch "inszeniert". | |
|