FILMKOSTÜM - FRAUEN IM FILM NOIR
Serie in 5 Teilen


4 - DRESSED TO KILL: BARBARA STANWYCK in DOUBLE INDEMNITY


BAD GIRL

In Billy Wilders DOUBLE INDEMNITY (1944), d e m Klassiker des Film noir, tritt das BAD GIRL zufällig in das Leben eines typischen „anti-hero“. Diese Femme fatale-Variante kennt vor allem ihre Traumziele und ist der Inbegriff von Coolness ... „She knew what she wanted and she didn’t care what she did to get it.“ (Bruce Crowther)

Der manipulative Sex-Appeal des BAD GIRL läßt Männer aus Liebe morden und auf der Strecke bleiben. Auch Versicherungsvertreter Walter Neff (Fred MacMurrey) sieht sich in DOUBLE INDEMNITY mit dieser herben Enttäuschung konfrontiert, wenn er gesteht: „I didn’t get the money and I didn’t get the woman.“

COSTUME DESIGN

Als Nachfolgerin von Travis Benton und Chefdesignerin war die „grande dame“ der Hollywood Traumfabrik noch bis in die 60er Jahre diejenige, die den Stil von Paramount und anderer großer Studios prägte. Kostümlegende EDITH HEAD entwarf die Ausstattung für eine der dunkelsten und faszinierendsten Frauenfiguren des Film noir. Sie verpackte die untrügliche Anziehungskraft weiblicher Sexualität in feminine Strenge und simple Raffinesse - das ikonographische Zeichensystem des BAD GIRL imaginiert BARBARA STANWYCK als die „unschuldige Blonde“ im fragilen weißen Kleid vom ersten erotischen Augenblick an bis zur letzten tödlichen Umarmung.

DER DRESS CODE

Der wiederholte Einsatz von all-white-Kostümen läßt einen besonders delikaten weiblichen Look spürbar werden.

- First Sight: Schon BARBARA STANWYCKs erster Auftritt, zugleich ihr erstes Zusammentreffen mit Walter Neff, sei vestimentär als erotische Initialzündung zu sehen, meint Janey Place: „Dress - or lack of it - further defines the woman: Phyllis first is viewed in Double Indemnity wrapped in a towel.“ Dieses gewickelte „Kleid“, ein Badetuch (leisure wear), aus weißem Frottee mit fleuralem Motiv codiert Freizeit, Verfügbarkeit und Feminität. Erotisiert wird das erste Kostüm durch die Abwesenheit textiler Präsenz, dem Freilegen von Körperteilen: schulterfreies Dekolleté und nackte Beine (Femme fatale). Die Accessoires: Haarband, Sonnenbrille und Pantoffel akzentuieren die Komponente Freizeit.

- First Rendez-vous: Sinnlich wie nie ist die unprätentiöse Silhouette des langärmeligen Tageskleides mit Gürtel aus weißem, den Körper umfließendem Material und romantisierendem Rüschenbesatz, das Phyllis bei ihrer ersten Verabredung trägt. Ein Kostüm, das Feminität, Verfügbarkeit und passive Bereitschaft, sowie eine Ungezwungenheit signalisiert, hinter der sich raffiniertes Kalkül nicht ausnehmen läßt.

Auch die extravaganten Accessoires tragen dazu bei, BARBARA STANWYCKs physische Reize vorteilhaft in Szene zu setzen. Während der dominante Schmuck, großer Ring und breites Armband, die typischen Elemente der Femme fatale referiert, wird das filigrane Fußkettchen mit dem schwungvollen Namenszug ‘Phyllis’ zum eye-catching-element und konnotiert gegenteilige Aspekte wie etwa Hingabebereitschaft. Die Kombination mit den schimmernden weißen Stoffschuhen mit üppigen Quasten und hohen Absätzen rückt die aufregende Sprache der Beine (Femme fatale) in ein neues Licht.

- Final Shot: In der Schlußsequenz kommt es zur Konfrontation, und Phyllis schießt auf ihren Geliebten und umgekehrt. Eingehüllt in das Understatement einer High-Class-Eleganz erwartet sie ihn in einem Overall (männliches Kleidungselement) mit voluminösen Ärmeln und Taillenscherpe und weit geschnittener Marlene-Hose aus weißem, weichfließendem Material. Weich zeichnet auch jetzt das Kostüm die weiblichen Konturen und konnotiert Verfügbarkeit und Hingabe. Auch die Accessoires akzentuieren Hingabe (Fußkettchen) und die Elemente der Femme fatale (großer Schmuck), ganz so wie beim ersten Rendez-vous, nur etwas tödlicher.


2. Teil


© Mag. Rosa Burger 1997
Tel. +43 1 535 94 09
FILMKOSTÜM - Frauen im Film noir
Diplomarbeit, Universität Wien, 1993.

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